Betriebszweige
Das „Schliebener Land“ ist ein definiertes Gebiet im Amtsbereich Schlieben (Landkreis Elbe Elster | Südliches Brandenburg). Der Betriebsstandort ist durch folgende klimatische Besonderheiten geprägt:
Das Schliebener Land zählt zu den klassischen Veredelungsregionen, d.h. die hier gehaltenen Tiere wandeln pflanzliche Produkte in höherwertige tierische Produkte um. Im Rahmen unserer landwirtschaftlichen Erzeugung verfolgen wir einen systemischen Ansatz zur Gestaltung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Entsprechend haben wir unsere Betriebszweige aufgestellt.
Milchproduktion
Beste Qualität: In unseren Betrieben schlagen die Herzen der schönen schwarz-weißen Holstein-Friesian Rinder: Täglich werden im Mittel fünf Kälber geboren. Der Kreislauf des Lebens ist allgegenwärtig!
Die Milchkühe verteilen sich auf unsere Standorte in Kolochau und in Schlieben, die Aufzucht unserer Jungrinder erfolgt in Wehrhain.
Bereits in der Aufzucht erfolgt die Haltung der Jungrinder so naturnah wie möglich, so verbringen unsere Tiere zwischen April und November ihre Jugend auf den großzügigen Weideflächen im Schliebener Land.
Und damit die Färsen sich gut in ihrer Haltungsumwelt auf der Weide zurecht finden, integrieren wir in jede unserer Herden Aberdeen Angus-Kühe bzw. Bullen, sozusagen als Lehrer. Sie zeigen ihren jungen Artgenossen, wie sie sich bei Wind und Wetter verhalten müssen. Sie geben auch die nötige Sicherheit, wenn z. B. mal eine Rotte Wildschweine durch die Herde zieht oder das Rotwild in der Brunft außer Rand und Band ist.
Optimale Tierhaltung: Wir investieren kontinuierlich in die Weiterentwicklung unserer Stall- und Produktionsanlagen zur Optimierung von Haltung, Fütterung und Management. Immer unter Einbeziehung neuester Erfahrungen aus Wissenschaft und Praxis.
Unsere Kühe haben Zugang zu verschiedenen Klimazonen. Die Stallungen wurden im Zeitverlauf geöffnet und erweitert: Die Kühe genießen Platz, Licht, Luft und die Teilhabe an ihrer Umwelt.
Die Kühe können sich die meiste Zeit des Tages aussuchen, wo sie sich aufhalten: Am Futtertisch, im Liegebereich mit Liegematte oder auf der Jogging-Weide im Brandenburger Sand.
In bis zu 14 Mahlzeiten pro Tag nehmen unsere Kühe zwischen 50 und 80 Kilogramm Frischsubstanz auf. Wichtigster Bestandteil ihrer Ration ist das Grundfutter, welches wir auf unseren Flächen im Schliebener Land ernten.
Kühe sind intelligente und neugierige Tiere mit ausgeprägtem Sozialleben. Für den Sozialkontakt mit Artgenossen wenden sie rund zwei Stunden täglich auf.
Unsere Kühe entwickeln in ihrer Gruppe ein stabiles Herdengefüge, das ihnen Sicherheit und Struktur gibt: Als Kalb gebildete Freundschaften halten teilweise ein Leben lang!
Bei unserem wertvollen Tierbestand handelt es sich um Herdbuchtiere, d.h. um Tiere, die in dem Zuchtbuch des Rinderzuchtverbandes Berlin-Brandenburg eingetragen sind.
Unser betriebseigenes Zuchtziel ist ein an die Schliebener Region optimal angepasstes Milchrind, dass in der Lage ist, das vorhandene Grünland bei robuster Gesundheit und Langlebigkeit zu Milch zu veredeln: und das bei einem CO2- neutralen Fußabdruck.
Ein Team aus motivierten und gut ausgebildeten Führungskräften sichert gemeinsam mit unseren erfahrenen Fachkräften und Mitarbeitern die regelmäßigen Arbeitsabläufe im Stall.
Dieses Team, digital unterstützt, führt routinemäßig verschiedene Kontrollen anhand individueller Tierwohlindikatoren durch. Gemäß dem Motto „Prävention ist besser als Heilen“ wird so der Gesundheitsstatus der Herde kontinuierlich gesteigert.
Pflanzenbau und Technik
Das „Schliebener Land“ liegt im Amtsbereich Schlieben. Die Stadt Schlieben ist die älteste Stadt im südlichen Brandenburg gelegenen Landkreis Elbe-Elster. Sie blickt auf eine über 1.000-jährige Geschichte zurück, in der seit jeher Landwirtschaft betrieben wird. Die Bedeutung der Haltung von Rindern zeigt sich auch am Schliebener Wappen.
Rahmendaten: Wir bewirtschaften rund 2.150 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Der Produktionsschwerpunkt liegt dabei auf der Erzeugung hochwertigen Grundfutters zur Versorgung unserer Kühe. Auf 1.250 Hektar Ackerland erzeugen wir zum einen Getreide und Mais für den Einsatz in der Fütterung unseres Tierbestandes, zum anderen vermarkten wir unsere Erzeugnisse unter Berücksichtigung der aktuellen preisbestimmenden Marktfaktoren.
Unser 900 Hektar umfassendes Grünland dient der Futterproduktion und der Weidehaltung unseres Tierbestandes.
Die Böden im Schliebener Land sind von einer großen Heterogenität geprägt, die Bodenarten und –qualitäten variieren innerhalb eines Schlages teils in schnellen Folgen.
Zukunftsorientiert mit konservativen Zielen und Werten
Wir haben uns einer regenerativen Landwirtschaft verschrieben, die die Vorzüge aus den Anbausystemen von „Konventionell bis Bio“ vereint.
Auf dem Ackerland bauen wir Getreide, Leguminosen und Mais an. Geprägt durch die Erfahrungen aus der internationalen Landwirtschaft verzichten wir seit 2010 vollständig auf den Einsatz des Pfluges. Zielsetzung dieser konservierenden, schonenden Bodenbearbeitung ist der Aufbau von Bodenfruchtbarkeit, von Humus und Struktur sowie der Förderung des Bodenlebens, um den Wasserhaushalt zu optimieren und die Ertragssicherheit zu verbessern.
Charakteristika der konservierenden Bodenverarbeitung:
- So viel wie nötig, so wenig wie möglich: Um Bodenerosionen zu verhindern und das Bodenleben aktiv zu fördern, bearbeiten wir unsere Böden nach dem System der Minimalbodenbearbeitung. Damit erhalten wir eine gesunde Bodenstruktur und die Flächen sind stets zum optimalen Zeitpunkt befahrbar.
- Die Ernterückstände werden auf dem Acker belassen. Wir legen Wert darauf, dass unsere Böden möglichst immer begrünt oder mit einer Mulchdecke versehen sind.
- Wir arbeiten mit einer vielfältigen Fruchtfolge, um der Erschöpfung der Nährstoffe im Boden vorzubeugen und Krankheits-, Schädlings- und Unkrautbefall zu reduzieren.
Für die zukünftige Ernährungssicherung
Um Aussaat, Düngung, Pflanzenschutz und Ernte zum optimalen Zeitpunkt durchführen zu können, ist uns eine hohe Schlagkraft wichtig. Seit 2020 wenden wir eine teilflächenspezifische Aussaattechnik an, um den heterogenen Böden im Schliebener Land, die teils innerhalb eines Schlages in schnellen Folgen wechseln, gerecht zu werden. Auf den schwächeren Böden können sich die Einzelpflanzen bei weniger „Konkurrenz“ um die Nährstoffe und das Wasser zu gesunden Pflanzen entwickeln, auf den besseren Teilflächen wachsen mehr Pflanzen, um das Ertragspotenzial auszuschöpfen.
Wir nutzen zudem ein für die Agrarbetriebe Schliebener Land optimiertes System der Gülleverschlauchung, das besonders bodenschonend, effizient und bei unterschiedlichster Witterung funktioniert. Verschlaucht wird die mit hervorragenden Fließeigenschaften ausgestattete Biogasgülle nach der Reststoffseparation. Der organische Dünger kann bis zu 2,5 km weit aus der Biogasanlage direkt aufs Feld gepumpt und ausgebracht werden. Dabei wurde die eingesetzte Technik größtenteils in der Werkstatt der Betriebe selbst gebaut. Die feste Fraktion der separierten Rindergülle nutzen wir zum Humusaufbau auf schwächeren Ackerstandorten.
Unser weitläufiges Grünland dient der Erzeugung hochwertiger Grassilagen zur Versorgung unserer Kühe im Stall und der Weidehaltung unseres Tierbestandes. In vier bis fünf Schnitten pro Jahr gewinnen wir in Abhängigkeit der Witterung rund 16.000 Tonnen Grassilage. Dabei stellen die teils sehr unterschiedlichen Standortbedingungen und der Flächenumfang hinsichtlich des optimalen Schnittzeitpunktes höchste Ansprüche an das Management, die Mitarbeiter und die eingesetzte Technik.
„Unsere Betriebe liegen in einer der Trockenregionen Deutschlands. Nicht erst jetzt spüren wir die Folgen des Klimawandels mit Extremwetterlagen, bei uns insbesondere extremer Trockenheit. Wir haben in den vergangenen Jahren alles darauf ausgerichtet, wassersparend Ackerbau zu betreiben. Wir beobachten, dass unsere angepassten Pflanzenbaustrategien sowie die auf unsere Flächen bezogene lokal angepasste Nutzung zu einer Resilienz im Pflanzenbestand führen.“
Bioenergie
Grüne Energie und CO2-Neutralität – gelebter Klima- und Ressourcenschutz:
Wir sehen unsere Aufgabe als Landwirtschaftsbetrieb nicht nur in der Erzeugung hochwertiger Lebensmittel für die Sicherstellung der menschlichen Versorgung, sondern auch im Klima- und Ressourcenschutz. So tragen wir durch die Produktion von grünem Strom wesentlich zum Klimaschutz bei: Der kommt von den Photovoltaikanlagen auf den Stalldächern ebenso wie aus den beiden Biogasanlagen. Dabei gehören für uns die beiden Biogasanlagen, die an die Betriebsstandorte in Kolochau und Wehrhain angeschlossen sind, und die Rinderhaltung untrennbar zusammen.
In den beiden Biogasanlagen werden Rindergülle, Rindermist, Restfutter und die Räumschnitte des Grünlandes zum Ende der Wachstumsphase zur Erzeugung von Bioenergie verwertet. Die durch den Fermentierungsprozess entstehenden Gärreste werden zur Düngung unserer Flächen eingesetzt und somit dem Nährstoffkreislauf wieder zugeführt. So schließt die Biogaserzeugung die regionalen Kreisläufe der Nährstoffbasis, der Energiebasis und der sozialen Basis in Form von Arbeitsplätzen vor Ort und hilft, die unternehmerischen Risiken im Gesamtbetrieb zu streuen.
Zur technischen Seite:
Die Erzeugung von Bioenergie ist unser jüngster Betriebszweig: Begonnen wurde 2010 mit dem Bau einer Biogasanlage am Standort Kolochau mit einem BHKW, das auf 390 kWel ausgelegt war. In den darauffolgenden Jahren wurde das betriebliche Potenzial zur Einsparung von Treibhausgasen (THG) sowie die Erzeugung lokaler grüner Energie zunehmend erkennbar und so wurde intensiv in diesen Betriebszweig investiert. Die Erzeugung der Bioenergie ist heute wesentlicher Bestandteil auf dem Weg zur Umsetzung unserer Vision einer Autarkie der landwirtschaftlichen Urproduktion.
Daten:
- 3.000-m3-Fermenter und 2 Gärproduktlager mit je
- 9.000 m3 Fassungsvermögen
- Gasspeichervolumen: 18.000 m3
- 500-m3 -Wärmespeicher
- BHKW mit 1.493 kWel hochflexibel für netzdienlichen Betrieb, regelenergiefähig (dreifach überbaut)
- Trocknungsanlage für Getreide, Luzerne und Hackschnitzel
Daten:
- 3 Behälter: 2 mit jeweils 5.000 m3 Rauminhalt und 1 mit 6.800 m3 Substratvolumen
- Gasspeichervolumen: 18.000 m3
- BHKW mit 1.495 kWel hochflexibel für netzdienlichen Betrieb, regelenergiefähig (zweifach überbaut)
- Trocknungsanlage für Getreide, Luzerne und Hackschnitzel
- Reststoffseparation
Wir nutzen in Kolochau wie in Wehrhain heute das Sauter-System und haben daher keine Technik mehr in den Fermentern, die gewartet werden muss oder viel Strom verbraucht. Beregnen statt rühren ist das Grundprinzip dieses Systems. Anhand der Beregnungsintensität der einzelnen Bereiche kann die Vergärung gesteuert werden. Die Verweilzeit der Substrate beträgt an beiden Anlagen deutlich über 150 Tage.
Mit insgesamt 30.000 m3 gasdichtem Endlagervolumen und weiteren 16.000 m3 in Lagunen, verfügen unsere Anlagen über neun Monate Lagerkapazität, um den hochwertigen Naturdünger in der Hauptvegetationszeit ausbringen zu können.
Das Gasspeichervolumen kann 48 Stunden BHKW-Stillstand überbrücken. Der Biogasstrom wird über einen Direktvermarkter verkauft. Die Flex-Fahrpläne für beide Anlagen sind zum einen auf den Netzbetreiber und zum anderen auf die Technik abgestimmt. So kann bei Bedarf die Leistung umgehend hochgefahren werden. Die Kontrolle über das System erfolgt betrieblich über ein spezielles Steuerungsprogramm. So werden die Anlagen beispielsweise im Winter wärmeorientiert und im Sommer substratsparend betrieben.
„Wir haben unsere Biogasanlagen klar in die Zukunft gebaut, so dass sie auch ohne EEG-Vergütung und unabhängig von politischen Entscheidungen Sinn machen:
Sie funktionieren mit 100-%-igem Reststoffeinsatz, schaffen zusätzliche Güllelagerkapazität, verringern die betrieblichen Treibhausgasemissionen und ersetzen im Pflanzenbau nun schon seit Jahren den mineralischen Dünger. Im Zusammenhang mit dem aus Reststoffen der Tierhaltung durch unsere Biogasanlagen erzeugten Strom und der Wärme werden jährlich rund 10.000 t CO2eq gespart. Das entspricht 872 „klimaneutralen Bürgern“ oder 226 „klimaneutralen Flügen“ nach New York oder 4.117 „klimaneutralen Pkw“ (Mittelklasse und 12.000 km).“